Gründungsjahr: 1934
Steiniger Anfang
17 wackere Männer waren es, die im Jahre 1934 in Aadorf einen Fussballclub gründeten. Nicht ohne Widerstände seitens Neider und Ewig-Gestriger, denn die gestiegene Popularität des Fussballspiels wurde nicht selten als Konkurrenz empfunden.
Wohl auch aus taktischen Überlegungen wurde der Verein als Sportclub und nicht als Fussballclub bezeichnet. Nicht zu unrecht, denn Sport wurde von den Gründern im weitesten Sinne verstanden. In der Pionierzeit sollte körperliche Ertüchtigung polysportiv verstanden werden. Selbst das Theaterspiel fand noch gebührenden Platz im Jahresprogramm. Theateraufführungen in der „Linde“ waren im Verlaufe der Jahre geradezu eine willkommene Abwechslung für Spieler und Zuschauer. Für das gesellige Leben schien man mehr Zeit als heute zu haben, zumal die Mobilität und Möglichkeiten zu verschiedenen Zerstreuungen eingeschränkt waren.
An den steinigen Anfang erinnert sich das langjährige Ehrenmitglied Otto Eberhart, dannzumal noch heimliches Clubmitglied: „Eine Juniorenmannschaft gab es damals noch nicht. Mit 15 habe ich verbotenerweise bei den Aktiven gespielt, später auch noch als KV-Lehrling, allerdings nur in Freundschaftsspielen. Erst 4 Jahre nach der Gründung, nämlich im Jahre 1938, haben wir erstmals an der offiziellen Thurgauer Meisterschaft mitgemacht. Auch die Beschaffung finanzieller Mittel war nicht einfach. Als 18-Jähriger war ich bereits Vereinskassier. Um etwas Geld in die Kasse zu bekommen, haben wir drei grosse Obstbäume auf dem Schulhausplatz gefällt, dort wo heute der Spielplatz an der Schulstrasse steht. Das Geld vom Metzgermeister Bolliger haben wir mit Dankbarkeit entgegen genommen, um den Spielbetrieb zu ermöglichen.“ Tempi passati. Die Zeiten haben sich heute insofern geändert, als finanzielle Mittel mit Einsätzen beim Grümpelturnier und dörflichen Veranstaltungen eingebracht werden müssen.
Sportliches Auf und Ab
Zur Zeit nehmen bei den Aktiven drei Mannschaften an der laufenden Fussballmeisterschaft teil. Die erste Mannschaft als Aushängeschild hofft, sich in der 3. Liga mehr nach oben als nach unten zu orientieren. Für einen Wiederaufstieg in die 2. Liga, wohin der SCA gehört, scheint zumindest vorderhand das Potenzial zu fehlen, was angesichts der Vereinspolitik nicht überrascht. Sportlich höhere Ziele sollen nämlich mit Spielern aus den eigenen Reihen oder der näheren Umgebung erreicht werden, lautet die verständliche Philosophie.
Diesbezüglich gibt auch die Reservemannschaft in der 4.Liga, wo bestandene Spieler zusammen mit jungen Kräften zu einer Einheit heranwachsen, zu berechtigten Hoffnungen Anlass. Die Untersektion SC Azzurri, in dessen Mannschaft Secondos und Urschweizer zum Zuge kommen, liebäugelt nach dem Abstieg in die 5.Liga mit einem Wiederaufstieg in die 4.Liga.
Hervorragende Infrastruktur
Die drei Mannschaften dürfen für sich in Anspruch nehmen, über zeitgemässe Trainingsbedingungen zu verfügen, wobei die drei Rasenplätze über ausreichendes Flutlicht verfügen. Das Clubhaus im ehemaligen und vor Jahren umgebauten Schützenhaus dient sowohl als Umkleidelokal als auch als Clubrestaurant. Für gesellige Anlässe kann das Clubrestaurant auch gemietet werden. In erster Linie treffen sich dort aber Vereinsangehörige vor, nach und während den Spielen. Allerdings sind die Kapazitäten, insbesondere bezüglich Umkleideräume (Spieler- und Schiedsrichtergarderoben), erreicht. Da muss wohl über eine Verbesserung nachgedacht werden. Als Vorbilder und Wegbereiter könnten die Nachbarclubs Wängi, Eschlikon und Elgg genannt werden, die in den letzten Jahren aufgerüstet haben. Leider sind die Zeiten vorbei, als Spieler wegen den besseren Bedingungen nach Aadorf gelockt werden konnten. Zu den Fussballplätzen im Nahbereich einer neu entstandenen Wohnsiedlung pilgern immer wieder erfreulich viele Schaulustige, die Freude am Breitenfussball haben, dabei ein Wochenendvergnügen finden und im Clubrestaurant auf Gesprächspartner treffen.
Juniorenförderung gross geschrieben
Neben den Aktivmannschaften, den Senioren und Veteranen, gilt das Augenmerk der Jugendabteilung, die in guten Händen ist. Es ist erfreulich, dass in allen Juniorenkategorien eine Mannschaft gestellt werden konnte. So auch wieder eine A-Juniorenmannschaft, was als Übergang zu den Aktiven von unschätzbarem Wert ist.
Vor allem im Kinderfussball, den F-, E- und D-Junioren, ist der Boom unaufhaltsam, so dass fast wie in städtischen Verhältnissen die Grenze der Belastung nahezu erreicht ist. Zwar fehlt es nicht an verfügbaren Rasenflächen, doch ist die Führung der Juniorenteams mit einem grossen personellen Aufwand verbunden. Neben den wöchentlichen Trainings im Freien und in der Halle müssen auch die Spiele am Wochenende betreut werden, was von den Betreuern mit erheblichem Zeitaufwand verbunden ist. Trotz beruflichen und familiären Herausforderungen gibt es immer wieder junge Leute, die mit einer Trainerausbildung im Kinderfussball beginnen und später in der Führung von Jugendlichen eine grosse Befriedigung finden. Dennoch ist die Rekrutierung geeigneter Juniorentrainer immer wieder eine Knacknuss für die Clubverantwortlichen.
Verändertes Freizeitverhalten
In den oberen Kategorien, den A-, B- und C-Junioren, ist beim Nachwuchs meist ein Aderlass hinzunehmen, eine Feststellung, die übrigens auch andere Jugendorganisationen machen. Trotz Bemühungen, die jungen Heranwachsenden bei der Stange zu halten, ist eine Umorientierung in den oberen Jahrgängen unverkennbar. Offensichtlich fehlt bei vielen der Wille, sich durchzubeissen, um höhere sportliche Ziele mit Trainingseifer in der Phase der beruflichen Ausbildung zu erreichen. Zum andern bietet die heutige Gesellschaft mit dem veränderten Freizeitverhalten vielfältige Verlockungen zu Fun und Zerstreuung. Nicht selten finden aber Abgewanderte wieder zurück zu den Wurzeln und nehmen das Fussballspielen wieder auf. Im Unterschied zu manch andern Sportarten dank der Tatsache, dass es sich um eine „life-time“ Sportart handelt, in der auch der Teamgedanke zum Tragen kommt.
Kostspieliger Spielbetrieb
Um einen geordneten Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, ist ein beträchtlicher finanzieller Aufwand nötig, so u.a. für Schiedsrichter, Reisespesen, Tenüreinigung und Infrastruktur. Nur dank den Zuschüssen von Gemeinde, Jugend & Sport, der Durchführung von Anlässen und Turnieren sowie dank Sponsoren über Bandenwerbung, Tenü-Werbung und Supporterbeiträgen, ist das Ganze noch verkraftbar. Sinnvoll investiertes Geld, wenn man bedenkt, dass damit viele Kinder von der Strasse geholt werden können und in keiner andern Sportart die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund besser spielt als in einem Fussballclub. Und wie wichtig im Jugendalter die Charakterbildung ist, muss ohnehin nicht besonders erwähnt werden. Wo sonst kann in der Freizeit die Sozialkompetenz und die Stärkung des Selbstvertrauens besser entwickelt werden als in einer Mannschaftssportart. Schade nur, dass die Mädchen, aus deren Reihen eigentlich der Anstoss kommen müsste, noch etwas abseits stehen, kennt der Fussball beim weiblichen Geschlecht doch eine der höchsten Zuwachsraten.
SC Aadorf - eine feste Grösse
Der SCA mit seinen rund 100 Aktiv-Spielern, den über 200 Junioren, den 8 Schiedsrichtern, den Passivmitgliedern, Freunden und Gönnern, ist aus dem Aadorfer Vereinsleben nicht wegzudenken. Die Führung verdient ein tadelloses Prädikat, ebenso das Engagement der SCA-Mitglieder bei Anlässen zum Wohle der gesamten Gemeinde. Solange weiterhin auf einen zuverlässigen und tatkräftigen Vorstand, einen einsatzfreudigen Trainerstab und auf den Rückhalt der Spieler gezählt werden kann, getragen von Fussballfreunden und Sympathisanten, darf der bestens etablierte Landclub mit Zuversicht in die Zukunft schauen.
Im Dezember 2008 / Kurt Lichtensteiger